Abschiedsbriefe eines Blutzeugen JESU CHRISTI

(vgl. Offenb. 6,9ff)

Wenn auch viel vor Abfall, Unglauben und den falschen Brüdern gewarnt werden muß, so soll doch nicht verschwiegen werden, daß es auch echte Jesusnachfolge gibt. Solch ein Jesusjünger soll jetzt durch seine Abschiedsbriefe, die er vor seiner Hinrichtung schrieb, zu uns sprechen. Nach seinem Geburtsdatum wird zur Zeit noch geforscht. Orthographie und Zeichensetzung wurden beibehalten.

  • 11.3.1941
  • Röm 12,1      Ps. 45,10-11
  • Herzliche Grüße im Herrn, Der alles für uns tat, indem Er sich ans Kreuz schlagen ließ. Er war das rechte Opferlamm, ohne Fehl u. Flecken. Auch wir sollen nach Römer 12,1 unsre Leiber darstellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer. Nun hat es unserem himmlischen Vater wohlgefallen mich erneut zu prüfen: „Ich weiß nicht, was der Tag mir bringt, doch soll mir drum nicht graun, denn meine Seele hat gelernt, Herr Jesu, zu vertraun. So will ertragen ich nun still, Herr, was Dein Wille von mir will. Gewiß Du führst mich durch die Welt Zeit, auf sichrem Pfad zur Herrlichkeit.

Ich erhielt am 8ten die Einberufung und soll mich am 14ten stellen. Werde aber Seinem Willen treu bleiben u. alle Folgen auf mich nehmen. Der Herr wird mich stärken. Nun seien Sie nochmals gegrüßt in der Hoffnung eines Wiedersehens bei Ihm.

Ihr im Herrn verbundener

(Paul Kammer)

 

Paul Kammer                        Berlin N.W. 40, d. 13.6.1941

Gef. B. Nr. 109

Ihr Lieben dort!    Nun endlich will ich Euch ein Lebenszeichen senden. Obwohl ich täglich an Euch alle denke, fand ich es gut, nicht eher zu schreiben, bis ich Euch den Tag meines Termins mitteilen konnte. Ich wurde am 7. April von Reichenbach nach Berlin gebracht. Da wir in Liegnitz einen Eilzug erreichten, dauerte die Fahrt nicht lange. In Reichenbach war ich in der Kaserne arrestiert, da ich als Wehrmachtsgefangener gelte. Meine Anklage kommt vom Reichkriegsgericht, welches sich hier befindet. Der Termin ist auf Dienstag den 24.6. 9,30 Uhr anberaumt. Wie Gott es will, so füg ich mich und trag es still. – Meinerseits wird wohl bald alles überwunden sein und das hat ja die kostbarsten Verheißungen. Sonst bin ich noch Gott sei Dank wohlauf, was ich auch von Euch wünsch. Nun seid gegrüßt und der Gnade Gottes anbefohlen

von Eurem Paul Kammer!

Christus ist mein Leben!“

Ihr Lieben alle!

Im Anfang meines Glaubenslebens lernte ich ein Lied kennen, dessen ersten Vers ich gern und oft sang. Er lautet: „Ach wie gern will ich dies Leben, wenn es meinem Gott beliebt, willig in den Tod hingeben, bin darüber nicht betrübt, denn ich hab in Jesu Wunden ein weit höhres Leben funden. Und ich werde allezeit bei Ihm sein in Herrlichkeit.

Nun soll es sich erfüllen. Ich wurde vom Reichskriegsgericht wegen Zersetzung der Wehrkraft, wie alle, die dasselbe tun, zum Tode verurteilt. Der Herr reichte viel Gnade dar. So habt nun Dank für alle genossene Liebe, denn wenn Ihr diese Zeilen lest, wird mein Leib schon in der Erde, aber meine Seele beim Herrn sein. So seid nun alle nochmals herzlichst gegrüßt

von Eurem Paul Kammer.

Römer 8,31-39.      Ich habe Lust abzuscheiden u. bei Christus zu sein!“

Hebr. 10,35-39

An die Familie bei welcher ich sieben Jahre wohnte.

Eine Antwort zu Abschiedsbriefe eines Blutzeugen JESU CHRISTI

  1. Martin Fürchtegott Kurkowski sagt:

    Danke für die Mitteilung über diesen konsequenten christlichen Kriegsdienstverweigerer Hitlers Herrschaft. Hoher Respekt gilt diesem Paul Kammer. Wer andere, fremde, unschuldige Menschen tötet, kann nicht zugleich ein Jünger des Jesus Christus sein.
    Martin Fürchtegott Kurkowski

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