Schwert und Kelle, Nr. 2, Sept. 2015

 

Predigt

Die Predigt, die in jeder Ausgabe von Schwert und Kelle enthalten sein soll, ist diesmal von Pastor Paul Schneider (1897-1939). Pastor Schneider war wiederholt im Gefängnis und ab 1937 im KZ Buchenwald, wo er am 18. Juli 1939 ermordet wurde. Wenn die Predigt1 sich auch vordergründig auf seine Zeit bezieht, so ist deren Inhalt auch heute erschreckend aktuell.

  • 23. Sonntag nach Trin. – 15. Nov. 1936

Und dem Engel der Gemeinde zu Smyrna schreibe: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden: Ich weiß deine Werke und deine Trübsale und deine Armut (du bist aber reich) und die Lästerung von denen, die da sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern sind des Satans Schule. Fürchte dich vor keinem, das du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, auf daß ihr versucht werdet, und werdet Trübsal haben zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem andern Tode (Offenbarung 2, 8-11).

 

Liebe Gemeinde! Die sieben Gemeinden in Kleinasien, an die die Sendschreiben der Offenbarung ergehen, sind ein Abbild der Kirche aller Zeiten. Aber wie sie an die Gemeinden in der Sturmzeit der beginnenden Christenverfolgungen durch den römischen Staat gerichtet sind, so haben sie ihre besondere Bedeutung auch für die letzte Erdenzeit der Kirche unter den Stürmen des Antichristentums der Endzeit. Darum gehört die Predigt über diese Sendschreiben auch in die Verkündigung von den letzten Dingen, von der Vollendung der Gemeinde Jesu auf Erden. Das Bild der sieben Gemeinden paßt auch für die Kirche heute, und auch wir fallen darunter mit unserem Gemeindeleben. Ach, daß wir doch nicht nur die tadelnden Worte des Herrn Jesus, das Wehe gegen die Satten, Sicheren, Reichen, die den frommen Schein haben, aber die Kraft des Glaubens verleugnen, die Warnung an die Gemeinden, die den Werken der Sittenlosigkeit, der Irrlehre bei sich Raum geben, auf uns anwenden müßten! Daß wir doch auch das Lob unseres Herrn über unseren Eifer, unsere Arbeit um seinetwillen, über unseren Kampf, unsere Trübsal, unsere Leiden für ihn um seines Namens willen auf uns anwenden könnten und dann auch freudig würden, die Verheißung für den Überwinder, den bis an den Tod Getreuen auf uns zu beziehen! Auf alle Fälle rufen es die sieben Sendschreiben weckend, mahnend, erschreckend, stärkend, tröstend in unsere Kirche und in unsere Gemeinden hinein: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ Möchte uns das Sendschreiben unserer Predigt hier in der Kirche und das Sendschreiben unseres Predigtblattes „Unter dem Wort“ eine Ermunterung sein in unserer angefochtenen Lage, fortzufahren auf dem Weg des Bekennens, des Glaubens, des Kämpfens und des Leidens! Versuchen wir zu hören, was Gott unserer Gemeinde sagt!

Wird der Geist Gottes nicht nur von der reichen, satten, toten Gemeinde Sardes oder von dem durch dumpfe Gewohnheit um die erste Liebe betrogenen Christentum der Gemeinde Ephesus, wird er auch von dieser Gemeinde, die er nur zu loben weiß, zu uns reden können?! Smyrna ist das Vorbild der Märtyrerkirche der Welt. Dort hat der Bischof Polykarp mit vielen anderen Christen den Märtyrertod gefunden unter dem römischen Kaiser Mark Aurel. Dürfen wir uns im Geist mit seiner Gemeinde verbinden und uns vom Geiste Gottes so anreden lassen, wie sie angeredet wurde? Es ist ein Wagnis; denn es ist immer gefährlich, und es geht immer aufs Ganze, wenn man mit dem Reden Gottes Ernst macht. Wie sieht eine Gemeinde aus, die den Kampf mit dem Antichristen aufnehmen will? Der Herr, der sich als der Lebendige, der Auferstandene vorstellt, sagt: „Ich weiß deine Trübsal, deine Armut – du bist aber reich –, und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern sind des Satans Synagoge.“ Trübsal, Armut, Lästerung. sind über die Gemeinde hereingebrochen.

Wir singen: „Ein Christ kann ohne Kreuz nicht sein“; aber auch eine rechte Gemeinde kann ohne Kreuz nicht sein. Es ist ein betrübliches Zeichen, daß wir das heute nicht mehr wissen, daß vielleicht hier und da einzelne Christen, aber kaum irgendwo ganze Gemeinden den Kreuzes- und Trübsalsweg gehen mögen. Da ist weithin der Gemeinden vornehmste Sorge, daß sie mit der Welt gut stehen, und sei es auf Kosten der Verweltlichung ihres Lebens. Da wird sehr schnell das Gemeindeleben in seinen äußerlichen Formen und in seiner Lehre den Forderungen der Zeit angepaßt, der Sonntag preisgegeben den neu aufgetretenen starken politischen Mächten, das konfessionell gebundene Schulleben kampflos einer neuen unchristlichen Gestaltung überlassen, nachdem man schon vorher in Jugendorganisationen der Partei die Jugend dem fremden weltanschaulichen Geist, der erklärtermaßen zur Kirche nicht paßt, hat zuführen lassen. Aber man denkt nicht daran, um die Jugend und für die Jugend zu kämpfen – es könnte ja der Gemeinde Trübsal bringen. Symbole werden über dem kirchlichen Leben aufgepflanzt zum Zeichen, daß auch hier der Totalitätsanspruch des Staates mit seiner Weltanschauung den Totalitätsanspruch des Wortes Gottes und des Königs Christus verdrängt. Dann rühmt man sich der Ruhe und des Friedens vor den Gemeinden, die nun einmal auf den Weg des Kampfes und der Trübsal gestellt sind und wissen, es kann nicht anders sein. Liebe Gemeinde! Laßt uns doch ganz vertraut mit dem Gedanken werden, daß wir als eine wahrhaft christliche, als bekennende Gemeinde nichts anderes als Trübsal mancherlei Art zu erwarten haben. Dann nur werden wir dem anstürmenden Antichristentum widerstehen können. Für die Trübsal der Gemeinde Smyrna ist nicht unwesentlich ihre Armut, die dem Herrn wohlbekannt ist, die als Lob vor seinen Thron gekommen ist. Gehören die Christen in Smyrna etwa zu denen, von denen der Hebräerbrief sagt, daß sie „den Raub ihrer Güter mit Freuden erduldet“ haben und nun in dieser im übrigen reichen Handelsstadt Smyrna als die Armen dastehen, weil man ihnen ihren Besitz als politisch nicht zuverlässigen Leuten außer etwa einem kleinen Rest genommen hat? Oder waren sie von vornherein als arme, geringe Leute zur Kirche Christi verdammt worden? Auf alle Fälle war dann ihre Armut für die übrigen, für die reichen, einflußreichen Leute der Stadt ein Grund, sie um ihrer Glaubenshaltung willen zu bedrücken und zu verachten.

Und noch ein dritter Zug darf im Bild dieser Gemeinde nicht fehlen: die Lästerung von denen, die eigentlich nach ihrem Anspruch, fromme Juden zu sein, zu ihnen stehen müßten. Denn der Apostel Paulus ging doch zuerst in die Synagogen, um den Juden, die die heiligen Schriften hatten, das Evangelium zu predigen. Diese Juden aber bemühten sich, als Irrlehrer und Schriftverdreher der christlichen Gemeinde in den Rücken zu fallen; sie machen einen Bund mit der gottlosen, ungläubigen Welt, um die Christen als Aufrührer und Staatsfeinde zu bezeichnen. Damit begeben sie sich in des Satans Schule, dessen List und Lüge sie lernen und zu ihren Kampfmethoden machen. Solche Juden nannte schon Jesus Kinder des Teufels, weil sie für die Wahrheit verschlossen waren. Wir wissen heute genug von Lästerung zu reden über das Christentum im allgemeinen, über die Bekennende Kirche im besonderen. Im Rundfunk, im „Stürmer“2 und in Reden können wir ja heute genug davon hören und dazu in der Presse lesen von Männern, die sich einmal zum „positiven Christentum“ bekannten. Aber daran haben wir uns nachgerade gewöhnt, und wir können es nur gutheißen, wenn sie nun aus der Kirche ausgetreten sind. Besonders schmerzlich empfinden wir aber die Lästerung, wenn sie aus eigener Mitte aufsteigt, von Dorf- und. Gemeindegenossen, die da sagen, sie seien Christen, und sind es nicht, die uns unseren Weg als bekennende Gemeinde unmöglich machen wollen und sich dazu mit der gottlosen, ungläubigen Welt, mit den Feinden der Kirche verbünden. Liebe Gemeinde! Wir wollen uns darauf einstellen, daß uns hier in unserem Dorf von unseren eigenen Gemeindegenossen das bitterste Kreuz bereitet wird, die uns am wehesten tuende Lästerung, wie es denn schon im Werke ist und angefangen hat. Sie werden mit klugen, christlichen Reden und dennoch in des Satans Schule uns bekämpfen und beschimpfen. Dann wollen wir uns erinnern, daß einer sagt: Ich weiß auch das, und das Erdulden solcher Lästerung kommt als dein Ruhm vor mich. So können uns mit Gottes Hilfe auch Trübsal, Armut und Lästerung nichts anhaben, sondern sollen unseren armen kleinen Gemeindlein ein Ruhmesweg für unsern Herrn und König werden.

Ist so schon der gegenwärtige Zustand einer Gemeinde, die es mit dem Antichristen aufnehmen will, von Trübsal und Anfechtung bestimmt, so hat doch der Herr ihr noch größere Trübsal anzukündigen: „Fürchte dich vor keinem, das du leiden wirst! Der Satan wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, daß ihr versucht werdet, und ihr werdet Trübsal haben zehn Tage.“ Das ist bangemachend und tröstlich zugleich. Gemeinde des Herrn! Du hast keine Ursache, dich zu fürchten, ich bin bei dir! Fürchtet euch nicht vor den Menschen, die den Leib mögen töten und die Seele nicht können töten! In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost: Ich habe die Welt überwunden! Gefängnis – es ist der Kirche Christi, der Bekennenden Kirche, nicht mehr ein fremder Gedanke, und es haben sich alle ernsthaften Pfarrer der Bekennenden Kirche mit diesem Begriff vertraut gemacht. Es haben auch schon Laien gesessen. Und wie es in Smyrna ging, daß, bevor der Bischof Polykarp achtzigjährig gefangengenommen und zum Tode geführt wurde, viele Christen auf diesem Wege vorangingen, so könnte es ja auch jetzt einmal sein, daß ihr, liebe Gemeindeglieder, noch eher als ich ins Gefängnis müßtet, wenn ihr der Bekennenden Kirche treu bleiben und ihr eure Häuser nicht verschließen wollt, wenn ihr eure Kinder beim Evangelium erhalten und auf keine Weise euren Glauben verleugnen wollt. Wenn nicht alles trügt, sehen wir ja in aller Kürze eine Verfolgung über die Bekennende Kirche Deutschlands hereinbrechen. Sind wir dann bereit, das, was der Herr seiner Gemeinde angekündigt, auf uns zu nehmen, oder wird uns unser Seelenfrieden, unsere Existenz, unsere Sicherheit lieber sein, womit uns des Satans Schule verführen möchte, das rechte Bekenntnis schuldig zu bleiben?

Sieh, liebe Gemeinde, was der Herr dir ansagt, dessen darfst du dich nicht weigern! Er sagt dir auch, daß die Trübsal nur zehn Tage dauern soll – das ist eine runde Zahl für eine kurze Zeit. Eine kleine Zeit ist es, daß ihr leiden sollt; der Herr ist es, der dem Leiden seiner Gemeinde Maß und Ziel setzt. Nach seinem Rat muß es ja kommen über die Gemeinde, daß sie versucht wird, daß es festgestellt wird, ob wir uns nicht doch durch die Bedrohung an Geld und Gut, an Leib und Leben vom Herrn, vom Glauben abdrängen lassen wollen. Wer wollte da sicher und vermessen sein und sich auf seine schwache Kraft verlassen! Nur der Glaube an den Herrn und seine allmächtige, treue Hilfe wird uns dann retten. Darum gibt der Herr seiner Gemeinde noch eine Mahnung und Verheißung: „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben!“ Wie gern hören wir diesen Spruch am Konfirmationstage oder bei Trauungen! Haben wir ihn schon einmal im Zusammenhang gelesen und ernstlich darüber nachgedacht? Polykarp, ein Apostelschüler, wird dahingegeben – die im Zirkus versammelte Menge verlangt seinen Tod. „Es ist genug, des Herrn Wille geschehe!“ Er begehrt nur noch zwei Stunden zum Gebet mit seinem Herrn. Der Polizeimeister sagt ihm: „Was ist doch Böses dabei, zu sagen: Der Kaiser unser Herr! und zu opfern?“  – „Ich werde nicht tun, was ihr sagt!“ Der Prokonsul: „Schwöre, und ich lasse dich frei; fluche Christo! Schwöre beim Genius des Kaisers!“ Der Achtzigjährige: „Wenn du darin, wie du sagst deine Ehre suchst, … so scheinst du nicht zu wissen: Ich bin ein Christ!“ Dieses Geständnis hatte den Tod verdient. Nachdem er dann noch mit lauter Stimme gebetet: „Herr, allmächtiger Gott, Vater unseres Herrn Jesu Christi“, verschied er.

„Wer überwindet, der wird es alles ererben.“

Der erste Tod ist kein Tod mehr. Der andere Tod darf den nicht anrühren, der überwunden hat durch des Lammes Blut. Amen!

 

Was nicht gepredigt wird

Es gibt Unterwassergebirge, deren Bergspitzen manchmal aus der Wasseroberfläche herausragen. Diese nehmen wir als Inseln wahr. Doch ein Geologe sieht nicht nur die Inseln, sondern er betrachtet das gesamte Gebirge. Ähnlich ist es in Glaubensdingen. Den Inseln entspricht das, was gepredigt und was verschwiegen wird. So spricht der Pfarrer z. B. am Karfreitag gegen die Verfolgung Unschuldiger. Das ist doch richtige Verkündigung. Traditionell wurde an diesem Feiertag aber gepredigt, daß damals auf Golgatha das Passahlamm für unsere Sünden geschlachtet worden war. Wenn das vielerorts nicht mehr zu hören ist, so liegt das nicht nur daran, daß nicht in jeder Predigt alles gesagt werden kann. Es gibt nämlich eine andere Theologie, die die Pfarrer an der Universität lernen, die sie aber nicht auf der Kanzel entfalten, die aber deren Denken prägt und die sich vor allem in dem auswirkt, was sie nicht predigen. Das wenige Falsche, das man aus ihren Predigten zitieren kann, und das, was sie verschweigen, ist mit den Bergspitzen vergleichbar, die aus der Wasseroberfläche herausragen. Doch die an den Universitäten gelehrte Theologie, die sich vor allem in dem auswirkt, was nicht gepredigt wird, ist folgende: Jesus wurde von einer jungen Frau, nicht aber von einer Jungfrau, in Nazareth geboren. Er hat die Volksmassen bewegt, so daß die Römer ihn für gefährlich hielten und gekreuzigt haben. Jesu Grab war leer. Wodurch es leergeworden ist, wüßten wir nicht. Die Frauen erklärten das leere Grab durch die Auferstehung und haben die ratlosen Jünger in dieser Weise beeinflußt. Nach seinem Tod wurde Jesus nach und nach zum Sohn Gottes und Messias emporgejubelt. Sein Tod wurde als Bezahlung für unsere Sünden interpretiert. Die neutestamentlichen Berichte wurden so gestaltet, daß sie als Erfüllung messianisch interpretierter alttestamentlicher Texte erscheinen. Beispiel: Jungfrauengeburt in Bethlehem. Die Niederschrift der neutestamentlichen Texte verlegt man in möglichst späte Zeit, weil man Zeit für die angebliche Legendenbildung über die Wunder Jesu braucht. Es handelt sich also um eine atheistische Theologie. Die Bibel wird so erklärt, als ob es Gott nicht gäbe und folglich lediglich irgendwelche Menschen ihren persönlichen Glauben in der Heiligen Schrift aufgeschrieben hätten. Das lernen die Pastoren auf der Universität. Davon bringen sie, falls überhaupt, nur einzelne Gedankensplitter auf die Kanzel. Doch diese Gedankensplitter haben es in sich, weil sie ein falsches Vorverständnis vermitteln. Denn durch diese Brille betrachtet erscheint die christliche Verkündigung als Menschenlehre, wenn auch als eine sehr zu beherzigende. Selbst wenn die große Weisheit der christlichen Botschaft in den höchsten Tönen gepriesen werden sollte, wird sie dennoch als Menschenlehre abgewertet, die wie jede andere Menschenlehre Irrtümer enthalten könnte, und seien sie auch noch so unbedeutend. Und die Grenze von der Korrektur vermeintlicher geringfügiger Fehler zum totalen Unglauben ist fließend. Selbst wenn solche Gedankensplitter, die den totalen Unglauben zur Konsequenz haben, der Gemeinde nicht vermittelt werden sollten, so wirkt sich die falsche Lehre in dem aus, was nicht gepredigt wird, obwohl es gepredigt werden müßte. Es werden aber richtige Sachen verkündigt. So sah ich in einem Schaukasten eine aus Stacheldraht gefertigte Dornenkrone mit folgendem Text: „Gegen die Dornenkronen in dieser Welt“. Dieser Forderung können wir nur zustimmen. Die traditionelle Kirchenlehre wurde bis heute nicht verworfen, sondern bleibt in Kirchendokumenten erhalten, wird aber weniger und weniger gepredigt und gerät dadurch in Vergessenheit. So meinen manche Kirchgänger, heute werde nicht mehr gelehrt, daß es ein höllisches Feuer gibt, in das die Sünder kommen. Auf diese Weise wird die traditionelle Verkündigung mehr und mehr zur Geheimlehre.

Das Gefährliche an dieser Entwicklung ist, daß sie schleichend vor sich ging und vor sich geht. Tut man einen Frosch in heißes Wasser, dann springt er heraus. Tut man ihn aber in kaltes Wasser und erhitzt es nur langsam, dann springt er nicht heraus, sondern stirbt. Früher predigten alle Pfarrer, daß der Sohn der Jungfrau stellvertretend für unsere Sünden starb und auferstand. Irgendwo soll jemand etwas anderes gepredigt haben, dann ein weiterer Pastor. Inzwischen ist die traditionelle Verkündigung kaum noch zu vernehmen. Katholiken, Zeugen Jehovas, Neuapostolische und Baptisten sind Irrlehrer, von denen wir uns abgrenzen. Doch Bultmann, dessen gottlose Lehre in den Landeskirchen gang und gäbe ist, gilt als Lutheraner. Denn im Unterschied zu den herkömmlichen Irrlehren bleiben die traditionellen lutherischen Glaubenslehren wie Jungfrauengeburt, Auferstehung und andere scheinbar erhalten. Doch der Glaube an die Auferstehung wird abgekoppelt von den historischen Ereignissen. Unser Glaube an den Auferstandenen hänge doch nicht davon ab, ob damals vor 2000 Jahren im fernen Jerusalem Jesu Knochen lebend das Grab verlassen haben. Der Glaube an die Auferstehung bleibe angeblich erhalten, doch dieser Glaube wird der Dimension der Wahrheit, der Tatsächlichkeit, beraubt. Wie ein „Körper“, bei dem eine Dimension gleich Null ist, kein Körper sondern eine Fläche ist, so verliert der „Glaube“, dem die Dimension der Tatsächlichkeit geraubt worden ist, die Verwurzelung in der Wirklichkeit und besteht lediglich in einer Märchenlandschaft fort wie Schneewittchen, Rumpelstilzchen und andere Märchenfiguren. Während die herkömmlichen Irrlehrer einzelne Glaubenslehren mit der Schere abschneiden, bleibt bei der heutigen Verführung der Glaube scheinbar vollständig erhalten, aber die Dimension der Wahrheit fehlt. Diese Denkweise kennen wir aus dem Marxismus. Im Marxismus gibt es keine objektive Wahrheit, sondern nur subjektive Auffassungen, auch wenn sie als „Wahrheit“ bezeichnet werden sollten. Und diese marxistische Denkweise, wodurch der Glaube auf ein Gedankengebäude reduziert wird, ist in der Theologie gang und gäbe.

Vergleicht man die herkömmlichen Irrlehren der Katholiken, der Zeugen Jehovas und der Baptisten mit Mücken, dann gleicht die Verlegung der Glaubensinhalte in eine Märchenlandschaft Kamelen. Wenn wir die Mücken aussieben, dann sollten wir die Kamele der Bibelkritik nicht verschlucken. Wir sollten uns nicht dadurch irritieren lassen, daß lutherische Schibboleths, z. B. Jesu Auferstehung, scheinbar erhalten bleiben, daß die Fläche wie ein Körper aussieht, wenn man nicht von der Seite schaut. Wir sollten die Kamele auch nicht deshalb verschlucken, weil die modernen Irrlehren vergleichbar mit dem Frosch im zunächst kalten Wasser erst nach und nach auf die Größe eines Kamels angewachsen sind.

In unserer abendländischen Kultur ist es unvermeidbar, daß jemand etwas von Jesus Christus erfährt. Doch die Kamele der Bibelkritik bewirken, daß die christliche Botschaft dem Bereich der Märchen zugeordnet wird. Wenn jemand die Konfirmanden über die germanischen Götter unserer heidnischen Vorfahren Thor, Odin und andere informieren würde, wie die Bibel uns über den Baal informiert, dann würde das deren Glauben nicht schaden. Und wenn er wegen Mangels an Sachkenntnis einen Neuheiden, der heute an die alten Götter glaubt, bitten würde die Konfirmanden zu informieren, dann würde auch das ihnen nicht schaden, nicht einmal dann, wenn der Neuheide noch so leidenschaftlich für sein Heidentum agitiert. Denn die Kinder wissen, daß sie die Göttersagen dem Bereich der Mythen und Legenden zuordnen müssen. Im schulischen Religionsunterricht lernen die Kinder: Menschen hätten den Glauben entwickelt. So haben die Frauen, die Jünger und die ersten Christen an die Auferstehung geglaubt. Und dieser Auferstehungsglaube zieht sich durch die ganze Kirchengeschichte. Ob ich hinzufüge, daß auch Pastor X und Religionslehrer Y und diese und jene Großmutter an Jesu Auferstehung glauben, ist ebenso belanglos, wie wenn es heißt, daß auch Herr Müller an die alten germanischen Götter glaubt.  Da in unserer Kultur die christliche Botschaft nicht vor den Kindern geheimgehalten werden kann, werden diese dadurch gegen das Gotteswort immunisiert, daß Pfarrer und Religionslehrer ihnen weismachen, daß der biblische Glaube von Menschen entwickelt worden sei. Dadurch wird es unwichtig, was die Apostel geglaubt haben und bei wem deren Glaube heute fortbesteht.

Die falsche Lehre wirkt sich vor allem in dem aus, was nicht gesagt wird, obwohl es gesagt werden müßte. Eine Verkündigung, die sich auf irgendwelche Richtigkeiten beschränkt, die aber nicht auf die Abgründe des Unglaubens hinweist, in die man hineinstürzen kann, ist auch dann eine falsche Predigt, wenn man keine Irrlehre zitieren kann. Oder können wir uns einen Elia vorstellen, der in seiner Verkündigung nicht auf den Baalskult eingegangen wäre? Können wir uns einen Christus vorstellen, der nicht vor der Verführung durch die Pharisäer oder einen Apostel Paulus, der nicht vor einem anderen Evangelium gewarnt hätte? Weil die Propheten das taten, deshalb wurden sie gesteinigt, deshalb wollte man Jesus töten, deshalb starben auch fast alle Jünger eines gewaltsamen Todes. Wer den gleichen Geist hat wie die Propheten, wie Christus und wie die Apostel, der wird auf dem langen Weg ins Pfarramt herausgefiltert. Und wer Pastor ist, der darf zwar das Gotteswort predigen, sollte aber wissen, wie weit man ihm erlaubt zu gehen. So gibt die Zeitschrift ideaSpektrum die Aussage des EKD-Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm, also des obersten Bischofs, dem alle deutschen Landeskirchen unterstehen, folgendermaßen wieder: „Wer eine kreationistische – also gegen die Evolutionstheorie gerichtete – Lehre verbreite, habe keinen Platz in der Landeskirche“.3 Die Worte des Chefs der Evangelischen Landeskirchen bedeuten: In den Landeskirchen darf jeder der Bibel glauben. Aber durch seine Kirchensteuer hat er dazu beizutragen, die Teufelslehre von der Menschwerdung des Affen zu verbreiten. Wer aber die biblische Schöpfungsbotschaft nicht nur glaubt, sondern auch verbreitet, habe „keinen Platz in der Landeskirche“. Das bedeutet: „Gläubige“ Pfarrer dürfen manche Aussagen des Gotteswortes bestenfalls andeuten, sie dürfen sie aber nicht zu deutlich aussprechen, wollen sie ihren Dienst in den Landeskirchen nicht gefährden. Schon gar nicht dürfen sie mit aller Deutlichkeit die Teufelslehren benennen und die Gemeinden vor den Teufelsboten, z. B. vor dem Chef der Evangelischen Kirche Bedford-Strohm, warnen. Denn ein Pfarrer ist ein Kirchendiener. Will er gleichzeitig ein Diener Christi sein, dann muß er zwangsläufig daran scheitern, daß niemand zwei Herren dienen kann. „Gläubige“ Pfarrer arbeiten darauf hin, daß sich der Kurs der Kirche am Gotteswort ausrichtet. Aber es gibt auch andere Kräfte. Es ist ähnlich wie in einer politischen Partei. Jeder will die Partei in eine andere Richtung bewegen. Doch man einigt sich auf eine gemeinsame Linie und darauf, welche politischen Positionen und welches Verhalten zum Parteiausschluß führen. Zum vorgegebenem gemeinsamen Glauben gehört in den Landeskirchen der Glaube an die Menschwerdung des Affen. Manch einer meint, diese Lehre werde dort nicht gepredigt. Doch das ist auch nicht nötig, da sie im Fernsehen, in der Schule, in Zeitschriften und auch sonst überall verkündigt wird. Da jeder weiß, daß das auch jedem Pfarrer bekannt ist, muß dessen Schweigen als Zustimmung verstanden werden. Als Diener Gottes darf er das Gotteswort verkünden. Aber er muß die Grenzen beachten, die ihm als Kirchendiener von seinen schafspelztragenden Chefs gesetzt sind.

„Richtig“ predigen, aber nicht einmal dann vor dem Abgrund des Abfalls von Christus warnen, wenn die Leute massenhaft in diesen Abgrund hineinstürzen, das war auch die ständige Situation während der Nazizeit. Eine rühmliche Ausnahme war Pastor Paul Schneider. Wie die alttestamentlichen Propheten gegen den Götzendienst gepredigt hatten, so warnte auch er vor dem Heidentum seiner Zeit, dem Nationalsozialismus. Denn der Nationalsozialismus war keineswegs nur Politik, sondern eine in seinem Wesen durch und durch antichristliche neuheidnische Religion. Und Hitler, Rosenberg und Goebbels waren nicht nur Politiker, sondern antichristliche Prediger, vor deren „nacktem Heidentum“ Pastor Schneider in Predigten warnte. Und wie sich der Satan nach dem Zeugnis der Schrift zum Engel des Lichts verstellt (2. Kor. 11,14), so verführte Hitler auch die Gläubigen durch ständige fromme Worte und maßlose Heuchelei wie folgende: Die christliche Religion als Grundlage der Moral anerkennen4 und in Schulen und Jugendorganisationen den Glauben an Gott lehren.5 In Artikel 24 des Parteiprogramms der NSDAP stand das Bekenntnis zum „positiven Christentum“. Am 1. Mai 1933 rief Hitler den Himmel zu Hilfe und er verlieh seiner Bereitschaft Ausdruck, seine Regierung der göttlichen Führung zu unterwerfen. Er erweckte den Eindruck, daß er sich vom Geist Gottes bei seinen Reden und Handeln leiten ließe.6 Weil Paul Schneider das Antichristentum der Nazis entlarvte, deshalb wurde er verfolgt, kam wiederholt ins Gefängnis und im Jahre 1937 ins KZ Buchenwald, wo er 1939 ermordet wurde.

Es wäre auch anders gegangen. Jemand riet ihm: „Schau dir die hiesigen Pfarrer an, … Sie sind keine Nazis, aber sie tun ihren Dienst, ohne Unannehmlichkeiten für sich und ihre Familien heraufzubeschwören“.7 Diese Art von „Christentum“ erlebte er in einem Haus der Basler Mission. Dort gab es morgens und abends Andachten. Aber er vermißte den Kampf oder das Bekenntnis, das zur Gemeinde gehört. „Bei dieser Art kann man wohl im Frieden bleiben mit den öffentlichen Gewalten, die gegen die Kirche Gottes aufgestanden sind“, äußerte er.8

Frieden hatten auch die falschen Propheten zur Zeit des Alten Testaments. Doch Christus hat seinen Jüngern mit auf den Weg gegeben: „Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen“ (Joh. 15,20). Von Paul Schneider und anderen wenigen Ausnahmen abgesehen wurden die Gläubigen in der Nazizeit aber nicht verfolgt. Da drängt sich die Frage auf: Hat sich Christus geirrt? Es kommt hinzu, daß seit der Reformation die Lutheraner kaum verfolgt worden sind, sie gewöhnlich ein gutes Verhältnis zur jeweiligen Obrigkeit hatten. Nochmals die Frage: Hat sich Christus geirrt? Doch die Apostel und ersten Christen wurden als Fremdkörper empfunden, was immer wieder zu Verfolgung geführt hat. So machten die Eigentümer einer Magd mit Wahrsagegeist Stimmung, daß Paulus und Silas „verkünden Ordnungen, die wir weder annehmen noch einhalten dürfen, weil wir Römer sind“(Apg. 16,21); und Juden hetzten gegen Paulus, Silas und andere Brüder: „Diese alle handeln gegen des Kaisers Gebote und sagen, ein anderer sei König, nämlich Jesus“ (Apg. 17,7).

Bei den Römern waren Staatsmacht und Heidentum miteinander verschmolzen. Das römische Heidentum ist bis heute nicht überwunden, sondern das Christentum wurde in die damalige Kultur integriert. Dadurch hörten die blutigen Verfolgungen auf. Doch der Preis ist der, daß diejenigen, die Jesusjünger sein wollten, sich entgegen Röm. 12,2 der „Welt“ gleichgestellt haben. Wie der römische Kaiser die Welt und das religiöse Leben steuerte, so beansprucht der Papst bis heute die Herrschaft in Kirche und Welt. Das Gotteswort wurde dabei so zurechtgebogen, daß es den Griff nach der politischen Macht möglichst wenig behindert. Die Bibel schildert die kriminelle Energie der Gottlosen. Daß ganze Völker getauft wurden und als Christen galten, bedeute, daß es eigentlich keine Gottlosen mehr gäbe, auf die die biblische Beschreibung von deren kriminellen Energie zutreffen würde. Derartige Bibelaussagen hatten in den Streitigkeiten der Reformationszeit keine Bedeutung und sind bis heute faktisch unbekannt, da es Luther um den Inhalt des gemeinsamen Glaubens ging.  Folgende Bibelzitate findet man daher weder in der theologischen Literatur noch im Glaubensschrifttum gesammelt. Deshalb mußten sie direkt aus der Heiligen Schrift zusammengetragen werden: „Du verwirfst alle, die von deinen Geboten abirren; denn ihr Tun ist Lug und Trug“ (Ps. 119,118). „Die Seele des Gottlosen gelüstet nach Bösem und erbarmt sich nicht seines Nächsten“ (Spr. 21,10). „Ein Gottloser, der über ein armes Volk regiert, ist wie ein brüllender Löwe und ein gieriger Bär“ (Spr. 28,15). „Die Gedanken der Gerechten sind redlich; aber was die Gottlosen planen, ist lauter Trug. Der Gottlosen Reden richten Blutvergießen an; aber die Frommen errettet ihr Mund“ (Spr. 12,5f). „Wenn die Gerechten Oberhand haben, so ist herrliche Zeit; wenn aber die Gottlosen hochkommen, verbergen sich die Leute“ (Spr. 28,12). „Denn wenn deine Gerichte über die Erde gehen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit. Aber wenn dem Gottlosen Gnade widerfährt, so lernt er doch nicht Gerechtigkeit, sondern tut nur übel im Lande, wo das Recht gilt, und sieht des HERRN Herrlichkeit nicht“ (Jes. 26,9b-10). „Ein ungerechter Mensch ist dem Gerechten ein Greuel; und wer recht wandelt, ist dem Gottlosen ein Greuel“ (Spr. 29,27). In Psalm 10 ist die Mentalität des Gottlosen folgendermaßen beschrieben: „Weil der Gottlose Übermut treibt, müssen die Elenden leiden; sie werden gefangen in den Ränken, die er ersann. Denn der Gottlose rühmt sich seines Mutwillens, und der Habgierige sagt dem HERRN ab und lästert ihn. Der Gottlose meint in seinem Stolz, Gott frage nicht danach. >Es ist kein Gott< sind alle seine Gedanken. Er fährt fort in seinem Tun immerdar. Deine Gerichte sind ferne von ihm, er handelt gewaltsam an allen seinen Feinden. Er spricht in seinem Herzen: >Ich werde nimmermehr wanken, es wird für und für kein Not haben.< Sein Mund ist voll Fluchens, voll Lug und Trug; seine Zunge richtet Mühsal und Unheil an. Er sitzt und lauert in den Höfen, er mordet die Unschuldigen heimlich, seine Augen spähen nach den Armen. Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe im Dickicht, er lauert, daß er den Elenden fange; er fängt ihn und zieht ihn in sein Netz. Er duckt sich, kauert nieder, und durch seine Gewalt fallen die Unglücklichen. Er spricht in seinem Herzen: >Gott hat’s vergessen, er hat sein Antlitz verborgen, er wird’s nimmermehr sehen.<

Die Hohenpriester, die Päpste, Zwingli, Calvin und sogar Luther handelten in der gleichen Weise wie sie in den verschwiegenen Bibelinhalten beschrieben wird. Das ist vergleichbar mit der Physik. Eine Bibel fällt mit 9,81m/Sek2. Der Koran fällt ebenfalls mit 9,81m/Sek2. Daß in der Bibel etwas anderes steht als im Koran, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Deshalb sagt der Physiklehrer in der Schule: Ein Körper fällt mit 9,81m/Sek2. Wie Bibel und Koran gemäß den gleichen Naturgesetzen fallen, so handeln Weltmenschen in gleicher Weise, ganz gleich, ob es irgendwelche Könige oder Stalin oder Hitler oder unsere heutigen Politiker oder die Hohenpriester oder die Päpste oder Calvin oder Luther sind. Alle hatten bzw. haben schöne Worte gemäß der Bibellehre, daß sich der Satan zum Engel des Lichtes verstellt (2. Kor. 11,14). An allen bewahrheitet sich aber, daß ein übler Baum üble Früchte hervorbringt (Matth. 7,17). So handeln die Heiden. Und in dem Maße, in dem die Gläubigen anstatt sich von Christus leiten zu lassen sich dieser Welt gleichstellen, handeln sie in gleicher Weise. Das erklärt die breite Blutspur, die sich durch die Kirchengeschichte bis in unsere Gegenwart zieht. Zwar haben die „christlichen“ Schafspelzträger in 2000 Jahren Kirchengeschichte weniger Menschen umgebracht als es dem ehemaligen Theologiestudenten Stalin in wenigen Jahren dadurch möglich war, daß er und seine Gehilfen den christlichen Schafspelz abgelegt hatten. Doch die „christlichen“ Schafspelzträger müssen wir an der Predigt Jesu messen. Dagegen kann ein offenkundig übler Baum nur üble Früchte hervorbringen. Das gilt nicht nur für Stalin, sondern für alle Gottlosen, für Kommunisten, die Nazis, die Mafia und andere. Und in dem Maße, in dem diejenigen, die sich selbst für gläubig halten, sich der Welt gleichstellen, gilt das auch für sie. Das galt für die Pharisäer und Hohepriester der Zeit Jesu, das galt für die Päpste, aber auch für die Reformatoren Zwingli, Calvin und sogar für Luther. Die Hohenpriester wollten Jesus umbringen, weil er ihre Wichtigkeit gefährdete. Stephanus wurde gelyncht, weil er zeigte, daß die geistliche Führung in der Tradition der Prophetenmörder den von den Propheten verheißenen Messias ermordet hat. Die Bluttaten der Päpste richteten sich gegen diejenigen, die deren Macht in Politik und Kirche gefährdeten. Die Schweizer Reformatoren Zwingli und Calvin wollten eine neue Kirche aufbauen, und Luther wollte die Katholische Kirche reformieren. Beide paktierten mit den Mächtigen und ließen diejenigen umbringen, die ihnen dabei im Wege standen, z. B. die Wiedertäufer.

Luther hatte richtig gelehrt. Doch jede Menge Richtigkeiten gab es auch bei den Pharisäern und Schriftgelehrten der Zeit Jesu. Die Päpste haben vieles richtig gelehrt. Stalin hatte vieles richtig gesagt und in Mein Kampf steht ebenfalls viel Richtiges. Denn wäre alles falsch, was diese Verführer sagen, dann hätten sie niemanden verführen können. Denn die Verführer benötigen die Wahrheit, um ihre Lügen darin zu verstecken, damit deren Lügenpropaganda einen Bezug zur Wirklichkeit hat.

Luther hatte am Anfang der Reformation im Jahre 1520 in seiner Adelsschrift richtig gelehrt: „Denn was aus der Taufe gekrochen ist, das mag sich rühmen, daß es schon Priester Bischof oder Pabst geweihet sei“.9 Diese Lehre empfanden die Fürsten als nützlich für ihre politischen Ziele, wollten sie doch ihre Macht auf Kosten des Kaisers, des Papstes und des Klerus steigern. Doch nachdem die Wiedetäufer gemäß der Lehre Luthers selbst in der Schrift geforscht hatten, kamen sie zu Ergebnissen, die dem Reformator mißfielen. In ihrem Bemühen, sich nur von Christus leiten zu lassen, ließen sie sich weder von den Reformatoren noch von den Fürsten steuern und wendeten sich von der Kirche ab, die Luther lediglich reformieren wollte. Auf diese Weise störten sie das Werk der Reformation. Und der erzürnte Reformator machte den Fürsten weis, es sei ihre Aufgabe von Gott, diese “Teufelsboten” notfalls dem Henker zu übergeben10. Mit einmal war der aus der Taufe gekrochene nicht mehr zum Priester, Bischof und Papst geweiht, sondern er wurde in geistlichen Dingen völlig irgendwelchen Autoritäten unterworfen, die darüber befinden, was er hören und lesen darf. So schreibt Luther im Jahre 1532: „Und den Wirth auch fragen: Wer hat dich diesen Schleicher heißen herbergen, seine Winkelpredigt hören? Woher weißt du, daß der Befehl habe dich zu lehren, und du, von ihm zu lernen?“.11  Die Bibellehre, daß der Getaufte bereits zum Papst geweiht ist, diente dazu, die römische Herrschaft abzuschütteln. Doch als man neue Autoritäten aufbauen wollte, wurde sie als hinderlich empfunden und einfach fallengelassen. Das bedeutet: Luther berief sich auf das Gotteswort, wenn es ihm paßte. Paßte es ihm nicht ins Konzept, dann ignorierte er es oder bog es entsprechend zurecht. So forderte er den Tod der Wiedertäufer. Angeblich nicht wegen ihres falschen Glaubens, sondern wegen ihrer Gotteslästerung und dafür, daß sie ohne obrigkeitliche Lizenz lehrten.12

Natürlich waren die Wiedertäufer Irrlehrer. Doch das kann Luthers Blutdurst weder rechtfertigen noch voll erklären. Wie jeder Körper mit 9,81m/Sek2 fällt, so handeln Weltmenschen in gleicher Weise. Auch eine Vogelfeder fällt mit 9,81m/Sek2. Trotzdem erklärt der Physiklehrer das Gravitationsgesetz nicht am Beispiel der Vogelfeder, weil die Luftbewegung diese Gesetzmäßigkeit zu widerlegen scheint. Wie der Fall einer Bleikugel das Gravitationsgesetz besser veranschaulicht als der Fall einer Vogelfeder, so wird die Bosheit der Weltmenschen bei Jesu Tod offensichtlicher als bei der Hinrichtung der Wiedertäufer. Wie die Luftbewegung bei der fallenden Bleikugel vernachlässigt werden kann, so konnten Jesu Feinde keine Sünde finden, um ein Todesurteil zu rechtfertigen. Trotzdem wurde Christus ermordet. Nicht weil er ein Sünder oder Irrlehrer gewesen wäre, sondern weil ihm alles Volk nachlief und dadurch die Wichtigkeit der geistlichen Führer gefährdete. Genau deshalb hatte auch Luther den Wiedertäufern nach dem Leben getrachtet. Das wird ebensowenig dadurch widerlegt, daß er ihnen Irrlehre nachweisen konnte, wie das Erscheinungsbild einer fallenden Vogelfeder das Gravitationsgesetz widerlegt. Luther hatte das Gotteswort so zurechtgebogen, daß die Bluttaten, zu denen er die Obrigkeit anstiftete, als Ausdruck von Frömmigkeit erscheinen sollten. Während Christus seinen Nachfolgern Trübsal und Verfolgung vorhergesagt hatte, hat es Luther fertiggebracht, diese Drangsale abzuwenden und seine theologischen Gegner damit zu überschütten.

Mit großer Gelehrsamkeit haben Luther und die lutherischen Theologen es fertiggebracht, die biblische Lehre korrekt wiederzugeben und in dieser Wiedergabe durch kleine Ungenauigkeiten den Schmalen Weg erheblich zu verbreitern. Eine folgenreiche Ungenauigkeit gibt es bei der Zweireichelehre. Nach traditioneller lutherischer Auffassung seien die Gotteskinder Bürger zweier Reiche, nämlich Bürger des Reiches Gottes und gleichzeitig Bürger der Welt. Daß wir Bürger des Reiches Gottes sind, das ist biblische Verkündigung. Daß wir aber gleichzeitig Bürger der Welt seien, diese Lehre haben Menschen zum Gotteswort hinzugefügt. In der Bibel lesen wir lediglich, daß wir in dieser Welt Fremdlinge sind. Zwar ist alle Obrigkeit von Gott eingesetzt (Röm. 13,1); aber dadurch werden die weltlichen Reiche doch nicht zum „Reich Gottes zur Linken“, wie Luther irrtümlich meinte. Nach Luther regiert Christus zwei Reiche. Christus regiert die Kirche, die das eigentliche Reich Gottes ist. Dann regiert derselbe Christus die Welt, die Luther als „Reich Gottes zur Linken“ bezeichnet. In der Tat lehrt die Schrift, daß Christus alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden (Matth. 28,18). Und Gott nennt Nebukadnezar, der die Juden nach Babel weggeführt hatte, „meinen Knecht“ (Jer. 25,9; 27,6). Aber wird dadurch das Babylonische Weltreich zum „Reich Gottes zur Linken“? Ist die biblische Vokabel “Welt” (im griechischen Urtext des Neuen Testaments: Kosmos) dasselbe wie „Reich Gottes zur Linken“? Im folgenden einige Bibelstellen, in denen das Wort „Welt“ durch Luthers Formulierung „Reich Gottes zur Linken“ ersetzt wurde:

Ihr werdet weinen und heulen, aber das Reich Gottes zur Linken wird sich freuen (Joh. 16,20).

Im Reich Gottes zur Linken habt Ihr Trübsal; aber seid getrost, ich habe das Reich Gottes zur Linken überwunden (Joh. 16,33).

Nun ist (das) Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieses Reiches Gottes zur Linken hinausgeworfen werden (Joh, 12,31).

Christus verheißt, daß der Tröster die Welt überführen wird über … das Gericht, daß der Fürst dieses Reiches Gottes zur Linken gerichtet ist (Joh. 16,11).

… die Ihr tot waret in euren Übertretungen und Sünden, in welchen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieses Reiches Gottes zur Linken, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams; .. (Eph. 2,1f).

Denn nicht ist unser Kampf gegen Blut und Fleisch, sondern gegen Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Reich-Gottes-zur-Linken-Beherrscher dieser Finsternis … (Eph. 6,12).

Es ist offensichtlich, daß durch diese Wiedergabe die Aussage der zitierten Bibelstellen erheblich verfälscht wird. Da Christus nach Luther beide Reiche regiert, würde der einzelne Gläubige nicht zwei Herren dienen, sondern in beiden Reichen würde er Christus dienen, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Doch das hat die Gotteskinder die Jahrhunderte hindurch nicht daran gehindert, in Kriegen sich gegenseitig umzubringen. Denn das tat man als „Bürger des Reiches Gottes zur Linken“, ohne daß dadurch die Einheit im Glauben innerhalb des „Reiches Gottes zur Rechten“ infrage gestellt worden wäre. Von der Obrigkeit eingesetzte Theologieprofessoren haben diese Lehre den Pfarrern eingetrichtert, die sie dann ins Volk getragen haben. Seit Luther durften nur staatlich lizenzierte Prediger das Gotteswort verkünden. Dadurch wollte man die Verkündigung der Wiedertäufer unterbinden. Dadurch wurde das Gotteswort auch den Wünschen der Obrigkeit angepaßt. Ein Kompendium der Kirchengeschichte spricht zutreffend von „rückgratlosem Hoftheologentum“.13 Natürlich haben die Hoftheologen von „Obrigkeit von Gott“ gesprochen. Als der Teufel bei der Versuchung Jesu mit der Schrift argumentierte, antwortete ihm Christus: „Wiederum steht geschrieben“ (Matth. 4,7). Doch auf diese Weise können wir heute kaum noch antworten, da es weitgehend unbekannt ist, was wiederum geschrieben steht. So ist die bereits zitierte Bibellehre über die kriminelle Energie der Gottlosen unbekannt. Daher kommen viele nicht auf den Gedanken, daß die Obrigkeit von Gott auch eine Verbrecherbande sein könnte.

Auch Hitler war Obrigkeit von Gott. Daß das lediglich eine Halbwahrheit ist, war seinerzeit vielen nicht bewußt. Damals war bekannt, wie die Gläubigen in Stalins Sowjetunion verfolgt wurden und daß die von Stalin ferngesteuerten Kommunisten auch für Deutschland gefährlich werden könnten. Anstatt das Zeitgeschehen vom Gotteswort aus geistlich zu betrachten, wurden viele von der menschlichen „Klugheit“ verführt, die besagt: „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“. Sogar Ernst Modersohn wurde verführt, seine Zuversicht auf Hitler zu setzen anstatt auf Gott allein. So bezeichnete er in der Zeitschrift Heilig dem Herrn von 1935 (S. 39) Hitler als „Gnadengeschenk Gottes an das deutsche Volk“. Sogar noch 1940, also nachdem Paul Schneider wiederholt im Gefängnis und zwei Jahre im KZ Buchenwald war und dort im Juli 1939 „gestorben“ wurde, schrieb er in seiner Selbstbiographie14: „Zur rechten Zeit hat Gott uns in Adolf Hitler den Führer gegeben, der unser Volk aus seiner tiefen Erniedrigung herausgeführt hat“. Bis heute stärkt Ernst Modersohn durch seine Schriften viele Menschen in ihrem Glauben. Doch seine falsche Lehre wirkt sich in dem aus, was er nicht gesagt hat, obwohl er es hätte sagen müssen. Weil man das aber nicht zitieren kann, deshalb wurden hier die braunen Spritzer wiedergegeben.

Die ganze Kirchengeschichte ist seit der Zeit der alttestamentlichen Propheten eine Geschichte des Abfalls von Christus. Das mag zum großen Teil Verführung gewesen sein. Auch Pastor Paul Schneider wurde verführt. Denn anfänglich stand er der Hitlerbewegung positiv gegenüber.15Denn traditionell tragen die reißenden Wölfe einen Schafspelz und werden dadurch mit den Schafen Jesu verwechselt. Das gilt mit erheblichen Einschränkungen auch für die Nazis, zumindest in deren Anfangsphase. Deren Schafspelz war allerdings schadhaft und war im Laufe der Jahre noch mehr zerfallen. Doch die heutigen Wölfe geben sich nicht einmal mehr Mühe, wie Schafe Jesu zu erscheinen, sondern zeigen ihre reißenden Zähne ganz offen. Somit kann es nicht durch Verführung entschuldigt werden, wenn heutige Prediger untätig bleiben oder gar mit den Feinden Christi paktieren, wenn diese die Schafe Jesu zerreißen. Besonders unsere heutige Situation erinnert an die Zeit des Propheten Jesaja, der schreibt: „Alle ihre Wächter sind blind, sie wissen alle nichts. Stumme Hunde sind sie, die nicht bellen können, sie liegen und jappen und schlafen gerne“ (Jes. 56,10). Wozu brauchen wir solche Wachhunde, die nicht einmal dann bellen, wenn das Gottesvolk dahingemordet wird? Die antichristliche kriminelle Energie dieser Mörder ist wesentlich offensichtlicher als bei den Schafspelzträgern der Vergangenheit. Regierungen waren schon immer Mörderbanden. Für Kriege und für die Tötung Erwachsener haben sie eine Rechtfertigung herbeigelogen. Doch der heutige Kindermord im Mutterleib hat eine neue Qualität des Bösen, da es bei diesen Mordopfern besonders offensichtlich ist, daß sie kein todeswürdiges Verbrechen begangen haben konnten. Und der deutsche Gesetzgeber fördert diesen Kindermord nicht nur durch Unterlassung, was schlimm genug wäre, sondern der Bundestag (darunter Kohl, Merkel und Schäuble) haben die Bundesländer verpflichtet, „ein ausreichendes Angebot … zur Vornahme“ von vorsätzlichen Menschentötungen „sicher“zustellen. Diese auch von Kohl, Merkel und Schäuble geförderten vorsätzlichen Menschentötungen übertreffen die Hitlerverbrechen auf verschiedene Weise. Mit ca. 300 000 Mordopfern jährlich wurden in der Bundesrepublik wesentlich mehr Menschen umgebracht als unter Hitler. Die Hitlerverbrechen waren seinerzeit geheim; und damals konnte man nicht ausschließen, daß es sich um Lügen handeln könnte, die von Feindsendern verbreitet worden waren. Dagegen ist der heutige Mordauftrag im Bundesgesetzblatt16 veröffentlich, und die Namen der Bluthunde sind in den ebenfalls öffentlich zugänglichen Plenarprotokollen17 des Bundestages dokumentiert. Und kirchliche Stellen unterstützen den Kindermord auf verschiedene Weise. In der Rosenheimer Erklärung aus dem Jahre 1991 forderte die Synode der Lutherischen Kirche Bayerns Straffreiheit für die Ermordung der Kinder im Mutterleib. Aber für ihre eigene Tötung, für die Tötung von Kirchenparlamentariern, hatte die Synode keine Straffreiheit gefordert, sondern nur für die Tötung anderer. Somit ist die Lutherische Kirche Bayerns eine kriminelle Vereinigung. Auch stellen kirchliche Beratungsstellen als Beratungsscheine verharmloste Tötungslizenzen aus, die Voraussetzung für die Straffreiheit des Kindermordes sind. Und in manchen kirchlichen Krankenhäusern kann man auch sein Kind umbringen lassen. Eine derartige kirchliche Einbindung in den Massenmord der Herrschenden sucht man in der Nazizeit vergebens. Selbst wenn diese Mordkomplizen vieles Richtige predigen sollten, verkünden sie nicht die gesamte christliche Botschaft. Zumindest verschweigen sie, was das Gotteswort zur Komplizenschaft mit Mördern sagt.

Die heutigen Mißstände übertreffen die Mißstände während der Nazizeit auch auf einem anderen Gebiet: Pastor Paul Schneider kritisierte Äußerungen von Dr. Goebbels zu sexuellen Dingen, die seiner Meinung nach mit dem christlichen Gebot der Keuschheit nicht zu vereinbaren seien.18 Doch der Pornodreck, der heute bereits über Grundschulkinder kübelweise ausgeschüttet wird, sucht bei den Nazis eine Entsprechung. So befaßten sich Drittklässler mit folgenden Fragen: „Warum wird bei einer Frau die Vagina feucht? Warum wird bei einem Mann, wenn er eine Frau sieht, die ihm gefällt, der Penis steif und lang? Was für ein Gefühl ist es, wenn Vagina und Penis sich treffen?“19 Und das Gefühl, von dem die Kinder schon in der Grundschule lernen, daß es sehr schön sei, soll ihnen als Kriterium für das eigene Sexualverhalten dienen, nicht aber das Gotteswort. In der Kirche wird gepredigt „Du sollst nicht ehebrechen“ – oder auch nicht. Doch die christliche Verkündigung geht nicht auf die schulische Werbung für den Ehebruch und für andere schlechte Sachen ein.

In der Hitlerzeit hatten die Kinder hochgerechnet, welche Kosten ein Erbkranker im Laufe seines Lebens verursacht. Die hohen Kosten sind nun einmal eine Tatsache, und deren Bezifferung noch kein Aufruf zum Mord. Dagegen werden heute schon die Grundschulkinder zur Ermordung ihres späteren Nachwuchses angestiftet. So lernen sie von der „Pille“ als Verhütungsmittel. Doch die „Pille“ verhindert nicht jeden Eisprung, sondern wirkt auch dadurch, daß sie die Einnistung des im Eileiter gezeugten Kindes in die Gebärmutter verhindert. Ein weiteres Verhütungsmittel sei die „Spirale“. Doch die „Spirale“ verhütet fast gar nicht, sondern ist ein reines Mordinstrument. Sie bewirkt eine Entzündung der Gebärmutter, wodurch das im Eileiter gezeugte Kind sich dort nicht einnisten kann. Darüber hinaus stellt man den als „Abtreibung“ verharmlosten Kindermord als weitere Möglichkeit hin.

Von den Gottlosen können wir gemäß der oben zitierten weitgehend vergessenen Bibellehre nur solche und andere schlechten Sachen erwarten. Doch unsere Hauptgegner sind die Schafspelzträger, die sich eingeschlichen haben, um die Gläubigen auf dem Breiten Weg zu „integrieren“, vor dem Christus uns warnt. So polemisiert Christus nicht gegen die heidnischen Römer oder gegen die Zöllner, deren kriminelle Bosheit damals allgemein bekannt und unumstritten war, sondern er warnte vor allem vor den Schriftgelehrten und Pharisäern, die anders als die Römer die Gläubigen verführt hatten. Verführt wurden in der Nazizeit die Gläubigen durch Bilder, auf denen Hitler gemeinsam mit Kirchenführern zu sehen ist. Auch heute gibt es jede Menge Bilder, auf denen Kirchenführer und die höchsten Schischken der Evangelikalen mit den Bluthunden Kohl oder Merkel oder mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer, die für den schulischen Pornodreck und Okkultismus politisch verantwortlich sind, gezeigt werden. „Fromme“ Blätter, z. B. ideaSpektrum, geben die Heuchelei der Feinde Christi ohne notwendige entlarvende Anmerkungen wieder.20 Pastor Paul Schneider wurde beschuldigt: „Er leugnet, dass Adolf Hitler ein Christ ist. Pfarrer Schneider redet von der SA in verunglimpfender Sprache, indem er die Organisation als ‚braune Horde‘ bezeichnet, die mit dem Christentum nichts anzufangen wisse und die als Instrument gebraucht werde, um in Deutschland die christliche Tradition auszulöschen“.21 Eine derartige Beschuldigung mag auf Pastor Schneider zugetroffen haben, nicht aber auf die große Menge der Prediger, die – um es mit den Worten Adolf Hitlers auszudrücken – „ihren kirchlichen Pflichten genau so oder wahrscheinlich besser genügen als die politischen Hetzer, ohne daß sie jemals mit den staatlichen Gesetzen in einen Konflikt geraten sind“.22 Sie handelten nach der Devise: Leben und lebenlassen. Das Gotteswort predigen, aber die Feinde Christi, diese reißenden Wölfe, die das Gottesvolk in die Nazibewegung integrieren wollten, nicht allzusehr reizen. Diese Prediger waren – biblisch ausgedrückt (Jak. 4,4) – Freund der Welt. Damals hatten sie das Wohlwollen Hitlers. Wer heute in gleicher Weise bei der Predigt des Gotteswortes das verschweigt, was die reißenden Wölfe zu sehr reizen könnte, der darf sich auch heute des Wohlwollens von Bluthunden wie Kohl und Merkel, der für den schulischen Pornodreck und Okkultismus politisch verantwortlichen Ministerpräsidenten der Bundesländer, der Staatsanwälte, der Lügenpresse und anderer Feinde Christi erfreuen.

 

1 Rudolf Wentorf [Herausgeber]: … und sollst mein Prediger bleiben. Zeugnisse von Paul Schneider, Gießen 1966, S. 96-104.

2 Der Stürmer war ein besonders übles Hetzblatt der Nazis besonders gegen die Juden.

3  IdeaSpektrum 46.2014, S. 7.

4  Rede vom 4. Febr. 1933 (Claude R. Foster, Paul Schneider. Seine Lebensgeschichte, Holzgerlingen 2001, S. 147).

5  Claude R. Foster, Paul Schneider. Seine Lebensgeschichte, Holzgerlingen 2001, S. 148.

6  Claude R. Foster, Paul Schneider. Seine Lebensgeschichte, Holzgerlingen 2001, S. 164f.

7 Claude R. Foster, Paul Schneider. Seine Lebensgeschichte, Holzgerlingen 2001, S. 422.

8 Claude R. Foster, Paul Schneider. Seine Lebensgeschichte, Holzgerlingen 2001, S. 424.

9 An den christlichen Adel deutscher Nation, von des christlichen Standes Besserung, In: Dr. Martin Luthers Sämmtliche Schriften, 2. Auflage, herausgegeben von Georg Walch, St. Louis, Mo., USA 1880-1910, Nachdruck Groß Oesingen 1987, Band 10, Spalte 272. Im folgenden abgekürzt: Walch2. Oder: Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe 6. Band, Weimar, S. 408. Im folgenden abgekürzt: WA. Die Luthertexte sind nach Walch2 zitiert. Diese Fassung ist leichter lesbar als Texte in Luthers Originalrechtschreibung. Der Nachdruck von 1987 ist in lutherischen Kreisen weit verbreitet, so daß jeder in bibeltreuen lutherischen Kreisen jemanden kennen sollte, der diese Ausgabe hat. Die Nachprüfbarkeit für jedermann ist deshalb wichtig, weil manche Lutherzitate das Evangelium verfälschen, so daß man es nicht für möglich halten sollte, daß sie tatsächlich von Luther stammen könnten. Die Originalrechtschreibung kann in der Weimarer Ausgabe (WA), nach der Luther in wissenschaftlichen Veröffentlichungen zitiert wird, nachgesehen werden. Einsehen kann man diese in Bibliotheken Theologischer Fakultäten. Da das für viele zu umständlich ist, deshalb wird Luther hier an erster Stelle nach der zweiten Auflage von Walch zitiert.

10 Derartige Aussagen aus verschiedenen Schriften des Reformators sind mit Quellenangabe zitiert in : Johannes Lerle, Martin Luther – ein Kirchendiener, aber kein Diener Christi, veröffentlicht auf www.johannes-lerle.net

11 D. Martin Luthers Brief an Eberhard von der Tannen, von den Schleichern und Winkelpredigern, 1532, in: Walch2, Band 20, Spalte 1668 oder WA 30, S. 520.

12 Derartige Aussagen aus verschiedenen Schriften des Reformators sind mit Quellenangabe zitiert in : Johannes Lerle, Martin Luther – ein Kirchendiener, aber kein Diener Christi, veröffentlicht auf www.johannes-lerle.net

13 Karl Heussi, § 81 m.

14 Er führet mich auf rechter Straße – Lebenserinnerungen, 1940 S. 387.

15 Claude R. Foster, Paul Schneider. Seine Lebensgeschichte, Holzgerlingen 2001, S. 163-165.

16 § 13 des Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetzes vom 21. 8. 1995, Bundesgesetzblatt Teil I, S. 1052.

17 Plenarprotokolle des Deutschen Bundestags, 13. Wahlperiode, S. 3795-3798.

18 Claude R. Foster, Paul Schneider. Seine Lebensgeschichte, Holzgerlingen 2001, S. 280.

19 Im Schuljahr 1998/99 in der Bessunger Schule in Darmstadt (Hessen).

20 Das christliche Geschwafel von Helmut Kohl gibt ideaSpektrum in folgenden Ausgaben wieder: 44/1996 S. 7; 34/1997 S. 6; 45/1997 S. 6; 15/1998 S. 6; 25/1998 S. 6. Christliches Geschwafel von Frau Merkel finden wir in folgenden Ausgaben von ideaSpektrum: 26/2008 S. 6; 25/2009 S. 6; 34/2009 S. 14.

21 Claude R. Foster, Paul Schneider. Seine Lebensgeschichte, Holzgerlingen 2001, S. 452.

22 Max Domarus [Hrsg.], Hitler. Reden und Proklamationen 1932-1945, Band II, Würzburg 1963, S. 1060.

 

Es sei nochmals daran erinnert, was schon in der ersten Ausgabe von Schwert und Kelle gesagt worden war, daß diejenigen, die eine andere als die hier dargelegte Erkenntnis haben, ihre Einwände für die nächst Ausgabe von Schwert und Kelle formulieren sollten, um den brüderlichen Gedankenaustausch weiter zu befördern.

 

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