Politische Dimension der christlichen Verkündigung

Elia hatte sich nicht darauf beschränkt, den lebendigen Gott zu verkünden, sondern er hatte auch gegen den vom König Ahab geförderten Baalskult gepredigt. Deshalb sollte er getötet werden. In dieser Weise verlief die ganze Kirchengeschichte bis in unsere Gegenwart, daß die Verfolgung dann besonders tödlich wird, wenn die Verkündigung auch das Heidentum der Herrschenden angreift. Dagegen haben solche Prediger weniger Probleme, die die von Menschen gesetzten Grenzen für die christliche Verkündigung beachten. So meinten viele Zeitgenossen, daß es in der Hitlerzeit Glaubensfreiheit gegeben hätte. Und in der Tat: Viele Prediger verkündigten den gekreuzigten und auferstandenen Christus, ohne jemals von den Nazis belangt worden zu sein. Doch diese Wahrnehmung scheint durch die Hinrichtung von Pastor Dietrich Bonhoeffer widerlegt worden zu sein. In der Siegergeschichtsschreibung gilt er als Heiliger, denn er war Spion für den englischen Kriegsgegner und stand in Kontakt mit den Hitlerattentätern. Dagegen sahen Frontkämpfer in ihm einen Kameradenmörder. Mit dem politischen Widerstand gegen Hitler und dessen Krieg hatte Pastor Paul Schneider nichts zu tun. Denn er wurde bereits im Juli 1939 im KZ Buchenwald „gestorben“, also vor Kriegsausbruch. An ihn will man möglichst nicht erinnert werden. Denn sein Leben und Sterben klagt all die heutigen Hirten an, die die Schafe nicht vor den Wölfen warnen, sondern im Gegenteil, die die Schafe durch ihre offen zur Schau gestellte Freundschaft mit den Raubtieren verführen. Das Leben von Paul Schneider ist dokumentiert in dem wenig beachteten Buch von Claude R. Foster: Paul Schneider. Seine Lebensgeschichte, Holzgerlingen 2001, und in anderen ebenfalls wenig beachteten Veröffentlichungen. Pastor Paul Schneider hatte den Unterschied der Naziideologie zur Lehre Jesu thematisiert. Das war auch damals nicht strafbar. Er wurde auch nicht einmal gerichtlich angeklagt, und sein Tod sollte für einen natürlichen Tod gehalten werden.

Wie der Nationalsozialismus war auch der DDR-Marxismus eine durch und durch antichristliche Religion. Und unter dem Deckmantel der Zweireichelehre wurde wie schon seinerzeit während der Nazizeit der Schmale Weg dadurch erheblich verbreitert, daß das marxistische Heidentum dem Bereich der Politik zugeordnet wurde, auf den die christliche Verkündigung nicht eingehen dürfe. Die „Glaubensfreiheit“ bei den Nazis, bei den Kommunisten und bei den anderen Feinden Christi bestand in der Regel darin, daß sie sich nicht um die identitätsstiftenden Schibboleths der einzelnen Konfessionen gekümmert haben. Doch die Gläubigen sollen nicht nur die Lehren, sondern vor allem die Geister unterscheiden (1. Kor. 12,10). Den Ungeist der heutigen Zeit thematisiert diese Internetseite. In der Vergangenheit haben die „stummen Hunde“ (Jes. 56,10) den antichristlichen Zeitgeist nicht entlarvt. Das war auch während der Nazizeit so. Pastor Paul Schneider war eine rühmliche Ausnahme. Das war auch in der DDR der Fall. Nachfolgender in der DDR verfaßte Text Evangelium und Marxismus stieß dort auf nur geringes Interesse. Zwar beschränkt sich diese Internetseite auf die Verfälschungen des Gotteswortes in unserer Gegenwart; da aber der DDR-Text Evangelium und Marxismus außer in den Staatssicherheitsakten nirgendwo dokumentiert ist, soll er hier zu Dokumentationszwecken wiedergegeben werden.

Evangelium und Marxismus